Fastnacht beim RV – Geschichte

Was hat ein Radfahrer-Verein mit Fastnacht zu tun?

Der Ursprung

Nach einer finanziellen Krise, die aus dem überdimensionierten Stiftungsfest 1906 resultierte, lernte der Verein schnell dazu. Ab 1907 organisierte der Verein jedes Jahr auch eigene Veranstaltungen. Diese dienten in erster Linie dem Vergnügen und nur in zweiter Linie dem Sport. Der wichtige Nebeneffekt der Veranstaltungen war und ist es immer noch, dass diese als Einnahmequelle dienen, um den Sportbetrieb und die eigene Sporthalle finanzieren zu können. In den Anfangsjahren handelte es sich unter anderem um folgende Veranstaltungen:

  • Silvesterfeier mit Verlosung eines lebendigen Schweins,
  • zwei Straßenradrennen jährlich.

Die Fastnachts-Aktivität des Vereins begann mit einer Närrischen Rundfahrt auf Rädern durch Finthen und einer karnevalistische Abendveranstaltung im Vereinslokal „Jungenfeldscher Garten“. 1908 gründete sich die erste Gesangsriege zur Einübung „genehmer Lieder“, die während der Rundfahrt gesungen wurden. In den Protokollbüchern sind in den Jahren 1912 bis 1914 närrische Veranstaltungen des Vereins notiert. 1928 wurden sogar zwei Sitzungen – am Fastnachtssonntag und am Rosenmontag – durchgeführt, sonntags zusätzlich sogar mit anschließendem Ball.

Das vorübergehende Aus

Während des Zweiten Weltkrieges wurde am 14. Dezember 1933 verkündet, dass „karnevalistische Veranstaltungen nur noch von karnevalistischen Vereinen mit rein karnevalistischer Zielsetzung abgehalten werden dürften“. Dies bedeutete das vorübergehende Aus der närrischen Vereinstätigkeit im RV Finthen.

Nachdem 1948 der Verein neu gegründet worden war, wurde bereits am 28. Februar 1949 wieder ein karnevalistischer Bunter Abend in der Krone durchgeführt.

Fastnacht beim RV bis heute

So blühte die närrische Tradition im Verein wieder auf und hält sich bis heute. Der RV Finthen veranstaltet aktuell mehrere Kappenabende während der Fastnachtssaison. Alle Aktiven, ob auf oder hinter der Bühne, stammen aus den eigenen Reihen des Vereins und engagieren sich ehrenamtlich. Der Verein sponsert sich unter anderem mit den Kappenabenden gewissermaßen selbst und kann so den Radsport für einen geringen Vereinsbeitrag anbieten. Dafür arrangieren sich Sportler*innen und Trainer*innen sogar mit einem eingeschränkten Training während der Kampagne, obwohl in dieser Zeit bereits die ersten Wettkämpfe der Saison stattfinden.

Aber nicht nur im Saal, auch auf der „Gass“ ist der Verein aktiv. Die Teilnahme am Finther Zug der Lebensfreude ist stets fester Bestandteil der Kampagne. Dabei werden die Fastnachter des Vereins auch immer gerne von den Sportler*innen unterstützt.

Kappenabend – Die Bedeutung

Die Bezeichnung Kappenabend entstand übrigens durch die Ausgabe von Papier-Kappen statt Eintrittskarten ab 1955. Die Kappen wurden während der Sitzung getragen. Da dadurch allerdings die Frisuren in Mitleidenschaft gezogen wurden, wurde die Kappe immer unbeliebter und verschwand irgendwann ganz.

Quelle:
Beitrag von Ingo Schlösser im Vereinsheft zum 100-jährigen Jubiläum (mit Ergänzungen durch Tina Lickhardt aus den Erzählungen ihres Großvaters Friedel Lickhardt)